Aktuelle Publikationen

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Löbe, C., Abo Jabel, H. (2022): Empowering people with dementia via using intelligent assistive technology: A scoping review. Archives of Gerontology and Geriatrics, 101(104699). DOI: 10.1016/j.archger.2022.104699

Abstract:
Zielsetzungen: In den letzten zehn Jahren wurde die Idee gefördert, dass intelligente assistive Technologien (IAT) Menschen mit Demenz unterstützen können. Da es sich um ein neues Forschungsgebiet handelt, sind das Konzept des Empowerments und die Auswirkungen von IAT in diesem Zusammenhang jedoch noch unklar. Daher haben wir eine Übersichtsstudie durchgeführt, um die Konzeptualisierung und Messung von Empowerment zu untersuchen und die Auswirkungen von IAT auf die Befähigung von Menschen mit Demenz in den vorhandenen Studien zu verstehen.
Aufbau: Es wurde eine Übersichtsarbeit in Übereinstimmung mit den PRISMA-Richtlinien (Preferred Reporting Items for Systematic Reviews and Meta-Analyses) unter Verwendung der folgenden Datenbanken durchgeführt: Pubmed, Cochrane Library, Web of Science und Science Direct. Darüber hinaus wurde eine manuelle Suche in Google Scholar durchgeführt, um weitere Artikel zu finden.
Ergebnisse: Insgesamt 28 Artikel, die das Empowerment von Menschen mit Demenz durch IAT untersuchten, erfüllten die Einschlusskriterien. Die meisten hatten ein Querschnitts- (43 %) oder Interventions-/Experimental-Design (39 %). Etwas mehr als die Hälfte (54 %) waren qualitative Studien. In den eingeschlossenen Studien wurden Inkonsistenzen bei der Konzeptualisierung und Messung des Empowerment-Konzepts festgestellt, so dass die genaue Rolle von IAT in diesem Zusammenhang etwas unklar bleibt. Die meisten Studien deuten jedoch darauf hin, dass IAT Menschen mit leichter/mittlerer Demenz stärken kann, indem es ihre Fähigkeit verbessert, länger unabhängig und mit Privatsphäre zu leben.
Schlussfolgerungen: Künftige Forschungsarbeiten sollten sich auf die Entwicklung einer klaren Definition des Konzepts der Befähigung sowie auf die Entwicklung eines zuverlässigen und gültigen Instruments zu seiner Messung konzentrieren.


Schicktanz, S., Schweda, M. (2021): Aging 4.0? Rethinking the ethical framing of technology‐assisted eldercare. History and Philosophy of the Life Sciences, 43(93). DOI: 10.1007/s40656-021-00447-x  

Abstract: Technologische Ansätze werden zunehmend als Lösung für die Unterstützung bei den Aktivitäten des täglichen Lebens sowie bei der medizinischen und pflegerischen Versorgung älterer Menschen diskutiert. Die Entwicklung und Implementierung solcher assistiven Technologien für die Altenpflege wirft vielfältige ethische, rechtliche und soziale Fragen auf.Die Diskussion dieser Fragen wird durch theoretische Perspektiven und Ansätze aus der Medizin- und Pflegeethik beeinflusst, insbesondere durch den prinzipienorientierten Rahmen von Autonomie, Non-Maleficence, Beneficence und Gerechtigkeit.  Der vorliegende Beitrag knüpft an die bisherige Kritik an und nimmt diese Prinzipien als Ausgangspunkt und Bezugsrahmen, um sie kritisch zu hinterfragen. Es soll daher aufgezeigt werden, wie bestehende ethische Rahmenwerke erweitert oder überdacht werden müssen, um die ethischen Fragen zu erfassen, die sich durch die technologischen Entwicklungen in der Altenpflege stellen. In einem ersten Schritt geben wir einen kurzen Überblick über unterstützende Technologien in der Altenpflege nach ihren Zwecken und Funktionen. Im nächsten Schritt erörtern wir, wie die Fragen und Probleme, die durch neue Technologien in der Altenpflege aufgeworfen werden, eine Erweiterung, Neuinterpretation und Überarbeitung des prinzipienorientierten Rahmens erfordern. Wir betonen, dass die Einbeziehung ethischer Perspektiven aus den Ingenieurwissenschaften und der Informatik sowie eine stärkere Berücksichtigung sozio-politischer Dimensionen und grundlegender anthropologischer und praxeologischer Fragen erforderlich sind.


Schweda, M., Schicktanz, S. (2021): Ethische Aspekte co-intelligenter Assistenztechnologien in der Versorgung von Menschen mit Demenz. Psychiatrische Praxis, 48(01). 37–41. DOI: 10.1055/a-1369-3178

Abstract: Intelligente technische Assistenzsysteme werden zunehmend als Lösung für die Versorgung von Menschen mit Demenz diskutiert. Der Beitrag betrachtet zentrale ethische Herausforderungen des Einsatzes derartiger Assistenzsysteme. Dabei konzentriert er sich auf Fragen der Privatheit und des Empowerments.


Krohm, Sabrina (2021): ‚Female‘ Care and ‚Male‘ Technology? Pflege und technische Assistenzsysteme aus Sicht beruflich Pflegender - Eine explorative qualitative Interviewstudie. Poster zum Download.

Abstract: Ziel der Arbeit war eine explorative Untersuchung der Sicht von beruflich Pflegenden auf Pflege und technische Assistenzsysteme für Menschen mit Demenz mit einem Fokus auf die Relevanz von Geschlecht und Geschlechterstereotypen. Dazu wurden 21 leitfadengestützte Expert*inneninterviews mit beruflich Pflegenden geführt, die mit Hilfe einer strukturierenden qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet wurden. Ergebnisse: Geschlechterstereotype und das Thema Geschlecht werden von den befragten Pflegenden vor allem im Zusammenhang mit Technikinteresse und -kompetenzen zur Sprache gebracht, aber auch im Kontext von Intimpflege, äußerem Erscheinungsbild und physischer Stärke. Latent spielt Geschlecht zudem im Zusammenhang mit den Idealen guter Pflege eine Rolle. So sind diese oft mit der Betonung von Empathie, Kommunikation und der Komponente der Gefühlsarbeit verknüpft, die zugleich besonders Frauen stereotyp zugeschrieben werden. Pflegekräfte betonen hier vor allem soziale und emotionale Aspekte im Pflegehandeln. Weiterhin werden Kommunikation und Interaktion mit den Patient*innen und Bewohner*innen und Einsamkeit von Pflegebedürftigen, besonders im häuslichen Bereich, angesprochen. Für einige Pflegende steht dies im Konflikt mit dem Einsatz von gewissen assistiven Systemen, die diese sozio-emotionale Ebene von Pflege nicht ausführen könnten. Dem gegenüber steht der potenzielle Gewinn an Autonomie und Privatsphäre für Betroffene. Gerade im Hinblick auf den Umgang mit Technik sehen Pfleger*innen aber auch Alter und Generationszugehörigkeit als wichtige Einflussgrößen. Vor allem in der Interaktion von älteren pflegebedürftigen Personen mit physischen Robotern werden Überforderung und Ängste prognostiziert. Dies wird im Besonderen auf Generationszugehörigkeit bezogen, weshalb die Systeme erst in einigen Jahren oder Jahrzehnten erfolgreich in der Praxis etabliert werden könnten, wenn die Generation der Digital Natives in das Alter einer Pflegebedürftigkeit käme. Der Einsatz von Technologien wie Ortungssystemen hingegen, die keiner komplexen Bedienung durch Betroffenen selbst erfordern bzw. kein pflegerisches Handeln am Menschen substituieren, wird durchweg recht positiv bewertet.


Schweda, M., Kirste, T., Hein, A., Teipel, S., Schicktanz, S. (2019): The emergence of co-intelligent monitoring and assistive technologies in dementia care - an outline of technological trends and ethical aspects. Bioethica Forum, 12 (1/2). 29–37. DOI: 10.24894/BF.2019.12008

Abstract: Dieser Beitrag befasst sich mit ethischen Aspekten von co-intelligenten Überwachungs- und Hilfstechnologien in der Demenzpflege (CIMADeC). Ziel ist es, einen Überblick über zentrale praktische Probleme und ethisch relevante Fragen zu geben. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf zwei zentralen Themen bei der Entwicklung solcher Systeme für die vulnerable Gruppe der Menschen mit Demenz: Pri-vacy und Empowerment. Wir geben zunächst einen Überblick über den Stand der Technologieentwicklung im Bereich CIMADeC. Auf dieser Grundlage wenden wir uns der ethischen Debatte über assistive Technologien im Kontext von Demenz zu, um ethische Aspekte und offene Fragen dieser neuen Form der Demenzversorgung herauszuarbeiten. Vor dem Hintergrund eines allgemeinen Überblicks über ethische Fragen werden in der Analyse Probleme der Privatsphäre und der Befähigung näher beleuchtet. Die Diskussion unterstreicht die Bedeutung der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Technik, Pflege und Ethik. Eine entscheidende Frage ist, wie die ethischen Belange der Nutzer und anderer Interessengruppen im Sinne einer partizipativen Technologieentwicklung berücksichtigt werden können.